Wie die Reformation Hebräisch lernte

Wie die Reformation Hebräisch lernte

Die Rostocker Universitätsbibliothek bietet manche verborgenen Schätze. Einen davon hat Melanie Lange, Doktorandin der Theologischen Fakultät nun gehoben: In ihrer gerade verteidigten Doktorarbeit stellt sie eine Hebräisch-Grammatik vor, mit deren Hilfe die meisten Theologen der Reformationszeit Hebräisch lernen. Diese Grammatik hatte ihrerseits eine bewegte Geschichte. 1517, im Jahr von Luthers Thesenanschlag, wurde sie von dem Juden Elias Levita im Auftrag des katholischen Kardinals de Viterbo auf Hebräisch verfasst. Von Sebastian Münster – sein Gesicht ist vielen noch vom 100-DM-Schein bekannt – wurde sie 1525 ins Lateinische übersetzt und zweisprachig veröffentlicht. Weil sie didaktisch so gelungen war, entwickelte sie sich zur Standardgrammatik der Reformation. In ihrer Doktorarbeit hat Frau Lange das Werk nun ins Deutsche übersetzt und ausführlich kommentiert. „Damit leistet sie Grundlagenforschung im besten Sinne“, so Martin Rösel, der Betreuer der Arbeit. Ein in der Rostocker Bibliothek erhaltenes Exemplar hat eine besondere Geschichte: Der Rostocker Pfarrer Reiche hatte es offenbar gekauft, nachdem ihm sein Gegner, ein Professor namens Drach, vorgeworfen hatte, dass er kein Hebräisch könne. Rostock war eine der ersten Universitäten, an denen Hebräisch gelehrt wurde, und das sollte auch auf die Pfarrerschaft ausstrahlen. Durch die Dissertation von Melanie Lange kann man nun leicht nachvollziehen, wie man damals die Sprache des Alten Testaments erlernt hat.


Zurück zu allen Meldungen