Zwischen Aushalten und Gestalten: Resilienznarrative im Alten Testament Rostock, 30.01. - 01.02.2020

Tagungsteilnehmer*innen im IBZ

Zur alttestamentlichen Tagung „Zwischen Aushalten und Gestalten: Resilienznarrative im Al­ten Testament“ kamen vom 30.01.-01.02.2020 Theolog*innen, Litera­turwissen­schaftler­*­innen und Studier­ende in Rostock zusammen. Ausgerichtet wurde die Tagung von und Prof. Dr. Barbara Schmitz, Lehrstuhlinhaberin für Altes Testament und biblisch-orientalische Sprachen der Uni­versität Würzburg und Prof. Dr. Judith Gärtner, Lehrstuhlinhaberin für Altes Testament der Universität Rostock. Die Besonderheit der Tagung bestand darin, dass sie ihre Fragestellung in Verbindung mit dem interdisziplinären Forschungskontext der DFG Forschungsgruppe 2686 „Resilienz in Religion und Spiritualität: Aushalten und Gestalten von Ohnmacht, Angst und Sorge“ gewann und an der hermeneutischen Ausrichtung der Forschungsgruppe ansetzte.

Die Tagung diente dazu, in einer ersten Annährung zu untersuchen, ob und wie die Texte des Alten Testamtens und der kritische Resilienzbegriff der Forschungsgruppe interagieren können: Dieser kritische Resilienzdiskurs beinhaltet, dass Resilienz und Krise zumindest im Kontext individueller existentieller Krisen in einem intrinsischen Verweis- und Entwicklungs­zu­sam­menhang stehen und Resilienz deswegen selbst ein Krisenphänomen par excellence ist. Deshalb gilt es, nicht nur Strategien der Krisenüberwindung zu thematisieren, son­dern auch Modi des Aushaltens und Gestaltens von Phänomenen der Ohnmacht und Angst. Im Tagungsverlauf zeigte sich, dass der Resilienzbegriff als Interpretationskategorie alttestamentlicher Texteträgt und neue Deutungsperspektiven eröffnet. Betrachtet wurden Psalme als Gebetsliteratur, in der Krisen thematisiert und im Modus der Gebetsanrede verarbeitet werden (Christian Frevel; Amy C. Cottrill; Bernd Janowski; Friedhelm Hartenstein; Martin Rösel), antik-jüdische Literatur, in der Erzählungen von Rettung als Resilienznarrative begriffen werden können (Beate Ego), prophetische Texte, inwieweit sie  resilienzrelevante Phänomene thematisieren oder auf Krise und Trauma fokussiert bleiben (Christopher Frechette; Michaela Bauks; Christl M. Maier) sowie Krisen­bewäl­ti­gungsstrategien im Pentateuch (Jan Dietrich; Ute Neumann-Gorsolke). Mit der Bezugnahme auf rabbinische Literatur (Lennart Lehmhaus), Religions­pä­da­gogik (Martina Kumlehn) und französische Literatur (Stephanie Wodianka) wurde die alttestamentliche Perspektive geweitet und in den inter- und transdisziplinären Diskus gestellt. Aus der Perspektive der Exegese zeigte sich, dass der Resilienzbegriff eine Heuristik bietet, die für einige – ausdrücklich nicht für alle – alttestamentlichen Texte weiterführend ist, indem sie z. B. eine Engführung auf Krise und Trauma vermeidet und diese mit Resilienzphänomenen differenziert kombiniert.


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