About To Come

Neun Nonnen fliehen

Eine szenische Lesung nach Rolf Hochhuth  

Premiere: 9. Juli 2017, Klostergarten Rostock
Weitere Aufführung: 17. September 2017, Paulskirche Schwerin  

Das Reformationsjubiläum im Jahr 2017 ist Anlass, sich auf vielerlei Weise der Zeit und dem Geist des Reformators zu nähern. Einerseits soll dabei versucht, werden die Menschen und ihre Zeit zu verstehen. „Die sinnvollste Methode, die handelnden Menschen jener Epoche zu begreifen, ist die, sie als Menschen gelten zu lassen, die sich mit den gleichen existentiellen Fragen herumschlagen wie heutige Zeitgenossen, dabei aber auf vollkommen andere historische Umstände trafen und deswegen gelegentlich zu Antworten und Lösungen kamen, die die aktuellen Erdenbewohner irritieren.“[1] Oder in Rolf Hochhuths Worten: Luther und seine Zeitgenossen hätten Urteile getroffen, „über das später die Enkel derer, die es fällten – genauer, die von ihm zu Fall gebracht wurden -, sich totlachten…“[2] Totlachen in seiner doppeldeutigen Form ist ein sinnenfälliges Stichwort: Denn Hochhuths historisch unterfüttertes „Roadmovie“ über die Flucht von neun Nonnen, unter ihnen Luthers spätere Ehegattin Katharina von Bora, ist hochtouriger Klamauk im etwas halbseidenen Gewand. So kann hier, im historisch eher todernsten Setting einer epochalen Umsturzzeit, über Menschlich Allzumenschliches gelacht werden und die schon damalige, umso mehr aber heute stattfindende Überhöhung der Zentralfigur Martin Luthers spöttisch geerdet werden. Zugleich unterfüttert Hochhuth die süffisante Fluchtszenerie mit historischen und zeitgenössischen Analysen, mit Gesellschaftsanalyse und Kirchenkritik. Beide Stränge sollen aufgenommen werden und der gesellschaftskritische Strang noch um aktuelle gesellschaftliche Diskurse erweitert werden (es bieten sich an: lutherisch-theologische Selbstkritik, Genderproblematik, religiöse Zeitgeistsituation mit dem aktuellen Ausschlag im fundamentalistischen Spektrum). So sollen sich in der Adaption des Stückes Grundimpulse der Reformation abbilden: Verantwortungsübernahme durch Positionierung, die Chancen und Risiken von Diskurs, (In)Toleranz gegenüber anderen Meinungen und Praktiken, die Gratwanderung zwischen Innovation und Tradition.

[1] Antje Vollmer im Nachwort zu Hochhuth, Rolf: 9 Nonnen fliehen. Reinbek bei Hamburg 2014. S. 157.
[2] A.a.O. S. 62.

Zurückliegende Theaterprojekte

Geschlossene Gesellschaft

"Geschlossene Gesellschaft" nach Jean-Paul Sartre

in einer Adaption von Katharina Gladisch und Lukas Rauchstein 

Premiere am 01.04.2016, 19.30 Uhr (Trailer)

Sie wollen wissen, wer Sie sind?

Das theologisch-theaterpädagogische Projekt Geschlossene Gesellschaft lädt zu Antworten ein, die nicht schlauer, aber erfahrener machen werden  

„Wo sind die Pfähle? Hereinspaziert, hereinspaziert. Wir heißen Sie herzlich willkommen in der ‚Geschlossenen Gesellschaft’. Sie sind Gesellschafter, natürlich. Treten Sie über die Schwelle – hier ist mehr als nur eine Grenze, die sich verschieben lässt, hier treten Sie über in den Tod Ihrer Möglichkeiten. Wo sind die Pfähle? Sie werden‘s schon spüren.
Ein Blick genügt, und Ihre Freiheit ist nur noch eine Potenz in der Macht des Anderen. Ohne den Anderen kann ich nicht sein, wer ich bin, doch mit ihm auch nicht. Denn wenn er erscheint, in meinem Universum bin ich verdammt, an ihn abzutreten, was mir nicht gehört und doch ganz meins war, ehe er noch erschien. – Kommen Sie, suchen Sie die Pfähle.
Sie wollen wissen, wer Sie sind? Ich werde es Ihnen zeigen. Sie wollen wissen, wo sie sind? Sie sind tot. Aber ein Grab mit schönen Blumen genügt nicht. Die Seele ist ja nicht darin. Wo geht sie hin?
Warum kämpfst du denn so? Gib auf, Mann, dann segne ich dich. Hör auf dich zu rechtfertigen. Es ist zu spät, Mann, schon immer. Ich bin dir voraus. Ich sehe dich. Ich spreche dich frei. Ich verurteile dich. Ich bin der Herr der Situation.“  

Kommen Sie, ich werde es Ihnen zeigen: „Geschlossene Gesellschaft – ein theologisch-theaterpädagogisches Projekt nach Jean-Paul Sartre“ ist eine Kooperation zwischen dem THEATERNEUBAU, dem unabhängigen Theater Rostocks, dem Institut für Text und Kultur (ITK) der Theologischen Fakultät und der Südstadtgemeinde Rostock. Mit einer Adaption des Stückes von Sartre soll die existentialistische Frage nach den Möglichkeiten der Selbsterkenntnis und Selbstwahl in Begegnung mit dem oder den Anderen oder Fremden in unseren Zeitgeist hinein geworfen werden. Gewürfelt wird dabei angesichts der maximalen Identitätsunsicherheit in der Spätmoderne. Gewürfelt, gemogelt. Gott würfelt nicht. Gott pfeift auf uns. Aber nur, weil er nicht schlafen kann vor Sorge. Und wenn Sie auch nicht schlafen können, sollten Sie Sartre lesen, werden doch bei ihm über zwischenmenschliche Grundprobleme aktuelle Debatten um Integration, Pluralität und Formen sozialer Gerechtigkeit reflektiert. Ist die Welt Ihnen fraglich, Sartre kennt die Antwort. Sicher nicht. Denn sicher können wir uns niemals sein, aber wählen können wir. Wählen Sie als nächstes die Bibel. Lesen Sie Genesis 32. Sie sind zur Lektüre verurteilt, wenn Sie verstehen wollen, wie unser Projekt theologisch mit Sartres Gedanken ringt. Wie bei Jakob wird auch am Ende dieses Projektes auf dem hinkenden Versuch der Selbst- und Welterkenntnis ein Segen liegen. Gott sei Dank: wir sind frei.
Kommen Sie, werden Sie Zeuge, wie Konfirmanden die Bibel zum Drama werden lassen, wie Theater Grenzen verschiebt, wie Türschwellen Antworten erfordern, wie Predigten erhört werden können, wie Andere unsere Gedanken und Handlungen aus alten Ordnungen zwingen.
Wie alles enden wird? Sicher nicht. Eines jedoch ist sicher: Man muss zu Aktionen übergehen.

Die Muselmänner. Deutschland entwickelt sich prächtig

Die Muselmänner - Deutschland entwickelt sich prächtig Freundschaft, verfehlte Annäherungen, Lust, Vorurteile, gelingende Annäherungen, Offenbarungen und der Verlust eines Apfels. Fremde, die auf Vertrautes stoßen und sich verwirren. Andere, die dem Eigenen begegnen und sich beglücken. Und die Theorie der Abschaffung Deutschlands erstickt an einem Apfel, der sein Recht fordert - denn: Deutschland entwickelt sich prächtig! Im Sinne dieser Feststellung setzt sich das gleichnamige Theaterstück - eine Adaption von Lessings Die Juden - das Ziel, den wahren Muselmann zu erspielen. 30. März 2012 | 20.30 Uhr | Peter Weiss Haus

BlickArtIsten: Theologische Performances

Sepsis. Vergiftetes Blut. Vergiftetes Leben. Blickwechsel: Blutvergiftung (2009)

Wahrhaftig auferstanden?! Christus lebt. Elvis lebt. Drama-Poesie-Musik (2009)

Jedermann & Kreuz & Auferstehung (2007)